Gedenken an die Opfer der NS - Euthanasie
'Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist'

Wir wollen so vielen Opfern wie möglich ihre Identität wieder geben.


Anton Hölzle wurde am 22. Dezember 1900 in Konstanz geboren. Er wurde katholisch getauft. Sein Vater war Lukas Hölzle, seine Mutter Rosina starb bereits 1910, wodurch der zehnjährige Anton und weitere fünf Geschwister zu Halbwaisen wurden. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er bis 1917 in der Klostergasse 3. Am 13. Oktober 1917 bezog die Familie ein kleines Häuschen in Petershausen Ergatshausen 5, heute Wollmatingerstraße 64. Anton arbeitete als Tagelöhner und Ofenarbeiter, wurde gemustert und als wehrfähig befunden. Möglicherweise diente er noch zum Ende des Ersten Weltkriegs als Soldat. Fast zwei Jahrzehnte lang galt er in den Akten als verfügbar, obwohl er längst seelisch erkrankt war. Erhalten geblieben ist sein Ausmusterungsschein aus der deutschen Wehrmacht, ausgestellt vom Wehrbezirkskommando Konstanz am 19. Juli 1940, genau fünf Tage vor seiner Ermordung.

Rückblende:
Hoelzle AntonIm Alter von 19 Jahren war Anton Hölzle vom 31. März bis zum 6. Dezember 1920 im sogenannten Arbeitshaus Kislau untergebracht. Kislau, in der Nähe von Bruchsal, war seit 1819 eine Strafanstalt, dann Arbeitshaus für Männer, später Konzentrationslager und ist heute wieder ein Gefängnis. Weshalb Anton Hölzle in Kislau war, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Fakt ist: Zwei Wochen nach seiner Entlassung aus Kislau wurde er am 13. Dezember 1920 in die Heil- und Pflegeanstalt Reichenau eingewiesen. Grund und Diagnose sind unbekannt, da es keine Krankenakte mehr gibt. Genau drei Jahre verblieb Anton Hölzle in der Anstalt. Wie sein Leben in den folgenden 15 Monaten verlief, bleibt im Dunkeln.
Im März 1925 wurde er erneut eingewiesen und verblieb dort für weitere drei Jahre und sechs Wochen. Ein letztes Mal in Freiheit war Anton Hölzle vom 7. Mai 1928 bis zum 11. Oktober 1928, also fünf Monate lang. Danach war er durchgängig fast zwölf Jahre in der Anstalt untergebracht.
1939, zu Beginn der sogenannten T-4 Aktion der Nazis, erhielten die Heil- und Pflegeanstalten Meldebögen, auf denen sie Patienten nennen mussten, die sich seit fünf Jahren dauerhaft in Anstalten befanden, an Schizophrenie litten, etc. Das war das Todesurteil für Anton Hölzle. Als Datum seiner letzten „Entlassung“ ist der 24. Juli 1940 angegeben – der Tag, an dem er umgebracht wurde. An diesem Tag wurde Anton Hölzle zusammen mit weiteren 74 Männern nach Grafeneck deportiert, vergast und die Leichen sofort verbrannt.
Jahrzehnte später wurde seine Urne, wie die vieler weiterer „Euthanasie“-Opfer, im Friedhofsgebäude Konstanz entdeckt. Die eingestanzten Daten, Todestag und Todesort (7. August 1940 Hartheim), sind frei erfunden. Sie wurden bewusst gefälscht, um eventuelle Nachforschungen zu erschweren. Ermittlungen der Kripo Konstanz im Jahr 1983 wurden eingestellt, da keine Angehörigen mehr gefunden wurden. Die Urne Anton Hölzles wurde, zusammen mit den andern „Euthanasie“-Opfern, auf dem Friedhof Konstanz beigesetzt, der Ort wurde als Gedenkstätte gestaltet. Sein Name ist dort auf einem der Gedenksteine zu finden.

Fast 2 Jahrzehnte lang galt er in den Akten als verfügbar, obwohl er längst seelisch erkrankt war. Erhalten geblieben ist noch sein Ausmusterungs-schein aus der deutschen Wehrmacht, ausgestellt vom Wehrbezirkskommando Konstanz am 19. Juli 1940, genau fünf Tage vor seiner Ermordung.

 

Recherche: Roland Didra

 

Quelle:

[1] http://gedenkort-t4.eu [Stand 31.03.2016]

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