Gedenken an die Opfer der NS - Euthanasie
'Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist'

Wir wollen so vielen Opfern wie möglich ihre Identität wieder geben.


Benno Bosch wurde am 19. Januar 1936 in Konstanz geboren. Er sollte seinen 5. Geburtstag nicht mehr erleben. Er war der Sohn von Oskar und Gertrud Bosch, geb. Saigerschmidt; er wurde katholisch getauft. Sein Vater war am 10. Juli 1908 zur Welt gekommen, er starb in den letzten Kriegsmonaten am 28. Februar 1945. Seine Mutter (geb. am 16. Juni 1913) meldete sich laut Einwohnermeldekarte am Heiligen Abend des Jahres 1940 in Konstanz ab und verzog nach Chemnitz. Die letzte Wohnadresse in Konstanz war die Zollernstraße 23.

Viel lässt sich über sein kurzes Leben nicht erzählen.
Der kleine Benno kam bereits mit zwei Jahren in das Kinderheim „Nazareth“ in der Säntisstraße 4 in Konstanz. Dort verblieb er aber nur zwei Monate: vom 12. April bis zum 24. Juni 1938. Der Grund für die Heimunterbringung war wahrscheinlich eine körperlich/geistige Behinderung des Jungen. Danach kam er in das St. Josefshaus in Herten bei Lörrach, ein Heim für geistig behinderte Menschen. Dort lebte der Junge zwei Jahre, bis er im Jahr 1940 auf Grund des „Euthanasieprogramms“ der Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurde.
Die damalige Heimleiterin, eine Ordensschwester, lebte bis Februar 2009 im Kloster Hegne, wo sie im Alter von 97 Jahren verstarb. Im Mai 2008 besuchte ich sie, um ihr von dem Gedenkprojekt der Stolpersteine zu berichten. Sie konnte sich zwar nicht mehr an Benno erinnern, aber sehr wohl noch an die Ereignisse des Jahres 1940, die sie nie vergessen konnte. Sie sagte: „Man darf nie aufhören, daran zu erinnern, oder einen Schlussstrich ziehen, sondern muss mahnen und wachsam bleiben!“
Von Herten aus gab es in der zweiten Jahreshälfte 1940 fünf Transporte in die Tötungsanstalt Grafeneck: 345 Menschen, hauptsächlich Kinder, wurden damals ermordet.
Benno Bosch wurde beim dritten Transport am 20. August 1940 zusammen mit 74 weiteren Behinderten abgeholt und zunächst in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen gebracht. Dies geschah nur, um Angehörige, Heimleitung und Pflegepersonal über den tatsächlichen Zweck der Verlegung zu täuschen.
Zwei Wochen später, am 6. September 1940, wurden Benno Bosch und die anderen Kinder nach Grafeneck deportiert und noch am selben Tag vergast und eingeäschert. Bennos Urne, mit gefälschtem Sterbedatum und Sterbeort, stand bis 1983 unbeachtet im Keller des Konstanzer Friedhofsgebäudes. Wie sie dorthin gelangte, ist bis heute ungeklärt.
Heute findet man den Namen Benno Bosch auf einem der Gedenksteine des Konstanzer Hauptfriedhofs.

 

Recherche und Bericht: Roland Didra

 

Quelle:

[1] http://www.gedenkort-t4.eu [Stand 21.08.2015]

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