Die Heil- und Pflegeanstalt Obrawalde, auch als Landeskrankenanstalt Meseritz-Obrawalde bezeichnet, ist eine im Jahre 1904 errichtete Nervenheilanstalt in der preußischen Provinz Posen in der Nähe der Kreisstadt Meseritz (heute Międzyrzecz, Polen). Das Krankenhaus war wie für damalige Zeit sehr modern organisiert. Mehrere Pavillons, die den Gebäuden in einem Villenviertel ähnelten, waren einen breiten Spazierweg entlang situiert.

Von Anfang an waren die Pavillons auf dem Gelände des Krankenhauses für die psychisch Kranken bestimmt. Als der Krieg anfing, befanden sich dort bis 2.000 Patienten. Während des Krieges, in den Jahren 1942-1945 sind dort ein paar Tausend Menschen ermordet worden, vor allem Deutsche, die dort aus dem ganzen Reich gebracht wurden.

Die Obrawalder Anstallt war nur ein Glied der riesigen Maschine, die durch die Führer des Dritten Reiches angetrieben wurde und die dem Töten der psychisch Kranken diente. Transporte mit den zur Vernichtung bestimmten Personen kamen meistens nachts an. Die ersten Transporte kamen in Obrawalde Anfang des Jahres 1942 an und umfassten zwischen 60 und 200, manchmal auch 300 Personen. Die Kranken wurden in den entleerten Pavillons untergebracht. In kurzer Zeit wurden die Nächsten gemordet. Das Anfangsdatum dieses Prozedere lies sich nicht genau ermitteln, die Augenzeugen geben jedoch den Anfang des Jahres 1942 an. Züge mit den Kranken kamen jede paar Wochen, die meisten schon 1944.

Die Tötung wurde immer auf dieselbe Weise, pharmazeutisch, durchgeführt. Die tödliche Spritze bestand aus zwei Gaben/Dosen/ – einer schwächeren, die einen tiefen Schlaf verursachen sollte und einer stärkeren, welche den Tod herbeiführte. Oftmals hat man auch nur eine tödliche Weronal- oder Luminaldosis gegeben: 5-10 Tabletten oder ein im Wasser gelöstes Pulver. Es wurden auch Spritzen mit Evipan oder Morphium mit Skopolamin angewandt und als es an pharmazeutischen Mitteln mangelte, wurden in die Venen auch Luftblasen eingespritzt, was eine Luftembolie mit tödlichem Ende verursachte. Die Leichen wurden ins schwarze Papier eingewickelt und meistens in Massengräben auf einem Krankenhausfriedhof begraben.

Das Töten fand im Geheimen statt. Die, die dem Tötungsteam nicht angehörten, sollten von nichts wissen und die ganze schändliche Tätigkeit verbargen die Täter auf unterschiedliche Art und Weise. Man hat sich beispielsweise der geheimen Anordnungen bedient und der „nichtärztlichen Schweigepflicht”. Die Transportunternehmen, welche die Menschen in den Vernichtungsort brachten, erhielten einen Decknamen, die Transportentladung fand nachtsüber statt, Außenstehenden war es verboten, das Gelände zu betreten, die Insassen durften sich nicht mit Fremden unterhalten, ihr Briefwechsel wurde kontrolliert, die Getöteten wurden im Geheimen begraben und den Familien sind falsche Informationen über die Todesursache überliefert/übergeben/ worden.

Genaue Opferzahl konnte wegen der inkompletten Dokumentation nicht ermittelt werden. Nur 10% der Gesamtakten des Krankenhauses sind erhalten geblieben und sie werden im Staatsarchiv in Gorzów Wielkopolski (Landsberg) aufbewahrt. Von den wichtigen Dokumenten sind 10 Sterbebücher des Standesamtes Meseritz-Obrawalde für die Jahre 1942-1945, drei Mappen mit der Korrespondenz, welche die nach Obrawalde Transportierten von Verwandten bekamen, 82 Angestelltenakten, 2.837 Patientenakten und 1.603 Krankheitsgeschichten überliefert worden.