Die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein befand sich in der ehemaligen Festung Schloss Sonnenstein bei Pirna, in der 1811 eine Krankenanstalt eingerichtet wurde.
Im Frühjahr 1940 ließ die Berliner „Euthanasie"-Zentrale in einem abgeschirmten Teil des ehemaligen Anstaltsgeländes Pirna-Sonnenstein eine Tötungsanstalt einrichten. Im Keller eines ehemaligen Männerkrankengebäudes wurde eine Gaskammer installiert und ein Krematorium eingebaut.
Der vier Häuser umfassende Komplex wurde an der Parkseite durch einen hohen Bretterzaun von dem übrigen Gelände abgegrenzt, um die Vorgänge im Innern zu verdecken.
In der nationalsozialistischen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein wurden in den Jahren 1940 und 1941 etwa 15 000 Menschen ermordet, darunter etwa 700 Kinder und Jugendliche. Es waren vorwiegend psychisch Kranke und geistig Behinderte, am Ende auch Häftlinge aus Konzentrationslagern. Die auf dem Sonnenstein getöteten Kranken kamen vor allem aus Sachsen, Thüringen, Franken, dem Sudetenland, Schlesien sowie aus Ost- und Westpreußen.
Ende Juni 1940 nahm die Vernichtungsanstalt ihren Betrieb auf. Ihr Leiter wurde Horst Schumann (1904-1983), urspünglich Amtsarzt in Halle a. S., der zuvor schon die Tötungsanstalt Grafeneck in Württemberg geleitet hatte. Ihm unterstanden neben vier weiteren Tötungsärzten (Kurt Borm, Klaus Endruweit, Curt Schmalenbach, Ewald Worthmann) u. a. Pfleger und Schwestern, Fahrer, Standesbeamte und Bürokräfte, insgesamt etwa 100 Personen.
Nach Passieren des bewachten Eingangstores der Tötungsanstalt wurden die Opfer vom Pflegepersonal – nach Männern und Frauen getrennt – in je einen Aufnahmeraum gebracht. In einem weiteren Raum wurden sie einzeln in der Regel zwei Ärzten der Anstalt vorgeführt, die die Identität der Opfer überprüften sowie eine fingierte Todesursache festlegten. Anschließend führte das Pflegepersonal jeweils 20 bis 30 Menschen unter dem Vorwand, es ginge ins Bad, in den Keller und kurze Zeit später in die als Duschraum mit mehreren Brauseköpfen an der Decke hergerichtete Gaskammer. Dort wurden sie mit Kohlenmonoxid ermordet.
Nach dem Absaugen des Gases zogen die Leichenverbrenner die Leichen aus der Gaskammer heraus und verbrannten sie in zwei Öfen. Zuvor wurden ausgewählte Patienten seziert und vorhandene Goldzähne herausgebrochen. Die Asche der Opfer lagerten die Leichenverbrenner auf der Anstaltsdeponie ab oder schütteten sie einfach hinter dem Haus den Elbhang hinunter.
Das Sonderstandesamt Sonnenstein versandte an die Hinterbliebenen eine Sterbeurkunde mit gefälschter Todesursache und einen standardisierten „Trostbrief".
Quelle: https://www.stsg.de/cms/pirna/startseite [Stand 02.09.2015]