Villinger RupprechtRupprecht wird als viertes Kind in die Familie Villinger am 12. November 1914 in Stuttgart geboren. Die Familie lebte im 1910 von Dr. med. Eberhard Villinger und seiner ersten Ehefrau Helene gebauten Haus in der Bahnhofstraße 17 in Besigheim. Dr. Eberhard Villinger war das jüngste der elf Kinder des Christian Gotthilf Villinger, Apotheker in Besigheim. Dieser Villinger war ein bedeutender Bürger der Stadt Besigheim. Die Apotheke, bzw. das Haus steht noch immer am Besigheimer Marktplatz. Die Ehefrau war eine Marie Weitbrecht, Pfarrerstochter aus Hegenlohe stammend. Helene Blum, die Mutter von Rupprecht, hatte acht Geschwister. Ihr Vater war Prälat und Feldprobst Otto Blum.

Während der Schwangerschaft erkrankte Rupprechts Mutter schwer. Zwei Wochen nach seiner Geburt verstarb Helene Villinger. Sie hinterließ vier Kinder und einen sicher überforderten Ehemann. Rupprecht blieb ein Jahr im Säuglingsheim in Stuttgart. Dort kümmerte sich besonders Oberin Irmgard Zipperling um ihn. Auch nach der Entlassung von Rupprecht brach der Kontakt zwischen Eberhard Villinger und Irmgard Zipperling nicht ab. Sie heirateten 1916. Sohn Eberhard wird 1917 geboren. Liebevoll nannte Irmgard Villinger Rupprecht „Ruppel“. Sie hatte eine ganz besondere Beziehung zu ihm.

Irmgard Villinger schreibt in ihren Erinnerungen „Mein Weg“ über Rupprecht: „Er konnte nie ganz klar die Zusammenhänge des Geschehens begreifen, wohl aber, wie verschärft, die Einzelheiten. Er lernte spät sprechen, aber sein ganzes Mienenspiel, sein Körper sprachen und er liebte die Worte, die er selbst formte. Mit dem um drei Jahre jüngeren Bruder entwickelte er sich soweit gut, brachte es aber mit fünf Jahren noch nicht dazu, einige Worte nachzusprechen. Bis ich merkte, wie ganz anders alles in ihn eindrang….Es war deutlich zu erkennen, wie in seinem Verstand ein Fehler war, sein Fühlen und Wollen war von besonderer Reinheit und Kraft. An seinen Aussprüchen, dem sicheren Erkennen der Menschen durch die ausgeprägte Sympathie und Antipathie empfand ich überraschende Fähigkeiten. Neben seinem ungeheuren Fleiß, Ordnungssinn und Pflichttreue war aber das Schönste sein reines Herz voll großer Liebe mit einem Wissen, das nicht aus dem Verstand kam. Er wusste früh, dass er anders war wie andere – litt unter dem oft Genecktwerden in der Schule – aber er stand darüber und sein kleiner Bruder schützte ihn oft. So war seine Kindheit glücklich - - - und nun der Bruch bei seiner Reife. Auch jetzt gab es immer wieder gute Tage, Wochen, in denen seine Angstidee ihn freiließ, aber mit grausamer Deutlichkeit mussten wir die Kraft und Macht des Wahnes kennenlernen und erlebten die Gewalt der Dämonie und ihre übermenschlichen Kräfte. Es war ein langer, schwerer Weg, auf dem wir alles Erdenkliche versuchten, immer deutlicher war aber die Entwicklung des Verfolgungswahnes aus der Pfropfschizophrenie zu erkennen. Sein Bleiben im Elternhaus war unmöglich. Nach verschiedenen Zwischenstationen kam er nach Schussenried in die Nervenheilanstalt.“  Und: "Er war kein schlechter Schüler in der Volksschule mit seinem sicheren Gedächtnis und der fehlerlosen Orthographie, selbst im Rechnen und Aufsatz hat er durchschnittliche Noten erreicht."

03.03.1931    Aufnahme in die Anstalt Stetten.

21.10.1933  Austritt – er soll zur Behandlung zu Dr. Becker nach Heilbronn.

14.11.1933 Aufnahme in die Nervenheilanstalt Schussenried.

Am 18. Juni 1940 in Grafeneck vergast.

 

Quelle:

[1] Stolpersteine Besigheim, https://stolpersteineinbesigheim.jimdo.com, [Stand 30.01.2018]